Premiere DISTEL am 10. Dezember 2021 - Nachts im Bundestag

In „Nachts im Bundestag“ fühlen sich zwei verzweifelte Seelen nicht mehr repräsentiert vom Berliner Politikbetrieb. Sie haben sich wundgewählt, mehr Petitionen als Handyverträge unterschrieben und Protestposts auf Facebook dauergeliked. Nichts ist passiert.
Sie wollen endlich ein Zeichen setzen. Warum stürmen eigentlich immer nur die Vollidioten die Parlamente? Die Beiden dringen ins Hohe Haus ein – als normale Besuchergruppe. Dort treffen sie jedoch nur einen unbedeutenden CDU-Hinterbänkler an und beschließen, ihn kurzerhand zu entführen. Heinz Güdderath ist zunächst empört. Was für eine Störung seiner so nett eingerichteten Komfortzone! Sie verstecken sich mit ihm in einem Kopierraum und beratschlagen den nächsten Schritt, während der überrumpelte Abgeordnete zunehmend Gefallen daran findet, irgendeine Form von Bedeutung erlangen zu können.
Und so schwirren sie irrlichternd nachts im Bundestag herum. Wir sehen den letzten der Landesliste bei seinem Schrei nach Liebe, einen Pfleger, der gerne auch einfach mal so Applaus bekäme, und eine Alleinerziehende, die nie alleine ist und lieber mal zum Erziehen käme...
Oben fühlt sich niemand zuständig – sehr verblüffend, die Politik ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. In den Untiefen des Hohen Hauses kommt es zu rasanten Spielszenen und schmissigen Songs über die Welt da oben: Wie verhält sich eine Selbsthilfe-Gruppe anonymer AfD-Wähler angesichts der inhaltlichen Bedeutungslosigkeit ihrer Partei? Wie sieht die berufliche Zukunft von Frauen aus, die sich zu Werbezwecken auf technologisch veralteten Verbrennern geräkelt haben? Ist das Zusammenkommen der neuen Ampelkoalitionäre eigentlich vergleichbar mit einem Tinder-Date?
Martin Maier Bode, Autor des Programms, verspricht „eine verrückte Kabarettrevue mit vielen Nummern und einem erfrischenden Musikanteil. Zusammengehalten wird sie von einer Geschichte verzweifelter Zeitgenossen, die nicht wissen, wie sie in unserer Demokratie zu Wort kommen können und dabei vor allem auch angehört werden. Eine Verzweiflung, die wir Kabarettisten nur zu gut kennen. Das Schöne ist: Das Publikum schaut in der Regel verzweifelten Menschen bei ihrer Verzweiflung ganz gerne zu, vor allem, wenn es die Verzweiflung gut nachvollziehen kann."
Ein ebenso komisches als auch scharfzüngiges Programm, in dem kein Auge trocken und kein Haar ungespalten bleibt. Denn denken diese drei Kabarettist*innen an Deutschland in der Nacht, ist das Publikum um jegliche Langeweile gebracht.
[Die DISTEL ist Mitglied im Verein DIE MITTE e.V.]
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