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Bekommt der Alexanderplatz einen Holzturm?


Am Alex soll ein 150-Meter-Hochhaus entstehen, aus Stahlbeton aber wäre es zu schwer. Holz könnte die Pläne retten. Eine Glosse von RALF SCHÖNBALL

Hines Hochhaus Projekt am Alexanderplatz

Plutos Hundehütte, Heidis Almhütte, das Schwedenhäuschen für Gartengeräte, der Carport für Nachbars Porsche. Alles aus Holz. Und gehört vielleicht bald auch der Hines-Tower am Alexanderplatz dazu? 150 Meter hoch, an den Wolken kratzend, im Himmel über Berlin.

Dieser Einfall geht auf das Konto von Otto. Nein, nicht der mit den Ottifanten, sondern der baupolitische Sprecher der Berliner Grünen: Andreas Otto. Der fiel bisher auf durch die besonnene Leitung von Ausschüssen voller aufbrausender Politiker im Abgeordnetenhaus und durch solide eigene Redebeiträge. Und jetzt das!

Und das kam so. Otto hatte am Montag zum Architekten Tom Kaden geladen, der seit 25 Jahren nur noch Häuser aus Holz baut. Dessen Büro liegt zwar in einem Bau aus Stahlbeton und der zählt auch noch zu den Baudenkmälern der verblassten Deutschen Demokratischen Republik, es ist das Haus des Reisens.

Was das über die Identität des Baumeisters aus dem Erzgebirge besagt, tut nichts zur Sache, eher noch, dass Kaden aus einer Handwerkerfamilie stammt, die zu DDR-Zeiten Spielzeuge aus Holz fräste, schliff und bemalte. Wobei Kaden selbst das Erweckungserlebnis im Entwurf seines ersten selbst genutzten Heims sieht, aus Holzelementen eben.

Inzwischen umfasst Kadens Werkverzeichnis mehr als 200 Holzhäuser, gebaut und verkauft. Er ist erfahren genug, um zu sagen: „Bis zu einer Höhe von 150 Metern“ sind Häuser aus Holz möglich und bringen dazu noch auf die Waage, dass sie ein Drittel weniger wiegen als vergleichbare Stahlbeton-Türme. Das ist angesichts des schwierigen Baugrunds am Alexanderplatz vielleicht entscheidend. Holz hält dazu noch besser dem Feuer stand als Stahl, der bei geringeren Temperaturen einknickt als der nachwachsende Rohstoff.

Das muss das Feuer in Otto entfacht haben. Aus endlosen Ausschüssen darin geübt, die Quadratur des Kreises zu suchen, unterbreitete er den US-Kaufleuten um Immobilienmilliardär Gerald Hines den Vorschlag: Baut doch aus Holz und ihr kommt der Genehmigung näher denn je. Die Investoren sollen es kommentarlos zur Kenntnis genommen haben.

Grüne haben es eben mit Ökologie und Nachhaltigkeit, sind aber Realo genug, das Kapital Kapital sein zu lassen. Und zur Wahrheit der Hines-Baufläche am Alexanderplatz gehört auch, dass BVG-Chefin Sigrid Nikutta die US-Boys ganz schön „by the balls“ hat, wie der Volksmund und ein AC/DC-Song Menschen in schmerzlich auswegloser Lage beschreiben.

Denn der Hines-Tower, der auf dem Bahn-Tunnel errichtet wird, würde den Nahverkehr lahmlegen im Fall einer Havarie, weshalb niemand es wagt, den Sack zuzumachen: die Baugenehmigung liegt auf Eis. Bei Hines heißt es zwar, die Gespräche seien auf gutem Wege. Sogar eine Versicherung soll es nun geben, die Kosten eines Verkehrs-Gaus abdeckt. Aber wenn sie jetzt „30 Prozent Masse durch den Einsatz von Holz sparen, wäre das ein Schritt“ sagt Otto. Weniger Last, weniger Risiko – alles Roger, oder was? Klopf auf Holz!

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